KOSCH AGATSCH – ULGII – ULAAN GOM – NUUR ZUNGOVI - BÖÖRÖG DELIN ELS – CHJARGAS NUUR – TELMEN NUUR – TSETSERLEG – KHARAKORIN

Die Ausreise aus Russland verläuft problemlos. Waren die letzten Grenzübergänge immer ein kleines Abenteuer, so wurden wir sowohl bei der Ein- wie auch bei der Ausreise zwar von streng dreinblickenden und gründlichen russischen Zöllnern kontrolliert, aber jeweils sehr nett und schnell abgefertigt.
Die Einreise in die Mongolei verläuft dann wieder in gewohnter Manier. Man kriegt eine Art Laufblatt, welches es bei verschiedenen Posten abzustempeln gilt. Unser Auto wird gar nicht erst kontrolliert und schon dürfen wir weiter. Nach der Grenze kaufen wir eine Autoversicherung für die nächsten paar Tage. Schliesslich wollen wir ja nun gewappnet sein, falls wir von der Polizei kontrolliert werden. Werden wir natürlich kein einziges Mal.
Wir fahren nach Ulgii und quartieren uns in einem massiv überteuerten, schäbigen und vor allem ohne funktionierendes Internet ausgestattetem Hotel ein. Zum Abendessen treffen wir Christian und Dimitri, welche wir zwischen der Grenze und Ulgii angetroffen haben, tauschen Geschichten aus und erfahren, dass sie sich in einer schönen günstigen Jurte – bzw. Ger wie es in der Mongolei heisst – einquartiert haben. Natürlich mit Internet. Stambi ist neidisch.
Am Morgen versorgen wir uns in Ulgii mit Proviant. Hätten wir gewusst, was uns die nächsten Tage erwartet, hätten wir bestimmt mehr Gemüse und Früchte eingekauft. Bis Ulaan Baatar gibt es von nun an nur noch Kohl, Kartoffeln, Zwiebeln und – mit viel Glück – auch mal ein verschrumpeltes Rüebli zu kaufen.
Über Ulaangom fahren wir zum Uvs Nuur See. Leider finden wir am See keinen Sandstrand, obwohl das Ostufer fast an den Dünen der Bööröög Delyn Els endet. Durch die meist mit Gras bewachsenen Dünen suchen wir uns den Weg zum nächsten See ein wenig südlicher. Wir finden am Chjargas Nuur einen super Platz zum Baden und Übernachten. Durch den Regen in den letzten Tagen ist die Strecke recht schlammig, ausnahmsweise bleiben wir aber nicht stecken und kommen gut voran.
In Tsetserleg und Kharakorin schauen wir uns die buddhistischen Kloster an. Wir sind beeindruckt von der Farbenpracht, den tausend Verzierungen und der Architektur.
Abends treffen wir uns, wohl zum letzten Mal auf dieser Reise, mit Jessica und Ruben. Sie werden südwärts durch China fahren, während wir in den Norden zum Baikalsee und weiter nach Vladivostok wollen.


KHARAKORIN - KHUJIRT – ARVAIKHEER – BOGD – BAYANGOVI – GURVANTES – KHONGORIN ELS – YOLIN AM – DALANZAGAD – MANDALGOVI

Ins Tövkhön Sum Kloster führt uns der Weg zu Fuss durch einen Pinienwald, ab und an sieht man schwarze Eichhörnchen. Oben angekommen geniessen wir eine super Aussicht über die umliegenden Wälder und Hügel. Das kleine Kloster ist wunderschön an einem Berghang gelegen. Den Gipfel über dem Kloster dürfen nur Männer erklimmen, für Frauen ist er Tabu.
Wir entschliessen uns auf direktem Weg nach Arvaikheer zu fahren. Der Weg durch den Wald wird immer schlammiger und ein paar Stunden später stehen wir vor einem umgestürzten Baum auf der Strasse. Wir steigen aus dem Auto und suchen einen Umweg durch den Wald. Bald wird klar, dass wir durch den mehrere hundert Meter breiten Matsch nicht durchkommen werden. Auf dem Weg zurück zu unserem Auto sehen wir ein paar Mongolen, welche den Umweg versucht haben und ihr Auto im knietiefen Schlamm versenkt haben. Entweder sind sie schon länger hier, oder haben sich darauf eingestellt, hier ein paar Stunden zu verbringen. Die Schlafsäcke liegen jedenfalls ausgerollt neben dem Wagen und man hat es sich gemütlich gemacht. Wir leihen ihnen Schaufel und Sandbleche, merken aber bald, dass es aussichtslos ist. Wir entscheiden uns, zu ihnen hoch zu fahren. Keine fünf Meter später bewahrheiten sich natürlich unsere Befürchtungen und wir stecken ebenfalls fest. Da wir wahrscheinlich die einzige Hilfe für die Mongolen in absehbarer Zeit sind, wird nun fleissig bei uns geschaufelt. Irgendwann haben wir unser Auto über ihrem platziert und können sie mit Hilfe der Seilwinde herausziehen. Zum Dank kriegen wir ein paar Boortsogs. Die frittierten Teigstücke sind ein traditionelles mongolisches Dessert, welches sehr lecker schmeckt. 

Etwas oberhalb des Orog Nuur Sees fahren wir über eine Rumpelpiste durch die Berge als uns ein Auto den Weg versperrt. Der Mann ist total nass – vom Baden denken wir -  und wir freuen uns schon auf die Quelle, welche da kommen mag. Seine Frau arbeitet als Lehrerin und spricht ein wenig Englisch, so war auch schnell mal klar, dass man nur die Batterie überbrücken muss. Gesagt, getan. Das Auto ist aber dermassen überladen, dass sie es nicht den Hügel hinauf schaffen. Wir ziehen sie die paar Meter den Hügel hinauf und bekommen zum Dank ein paar Stücke Aaruul. Salziges, an der Luft getrocknetes Joghurt - schmeckt uns leider gar nicht. Im Rückspiegel sehen wir, wie der Mann das Auto über die weiteren Hügel schiebt. Nun wird uns klar, dass sie nicht baden waren, sondern er vom Auto schieben komplett verschwitzt ist. 
Auf der Hochebene geniessen wir die fantastische Aussicht über die Steppe, welche wir den nächsten Tag auf dem Weg Richtung Khongorin Els - der Sanddüne in der Gobi Wüste - durchfahren werden. Eigentlich wollen wir die Dünen auf der Westseite queren, der Sand ist aber ziemlich weich. Als wir das erste Mal stecken bleiben, bemerken wir, dass wir ein Loch im Reifen haben. Wir fahren ein wenig zurück auf eine gerade Fläche, wechseln das Rad und schlafen gleich an dem Ort. Am nächsten Morgen hält sich unsere Lust, uns durch den Sand zu quälen, in Grenzen und wir bleiben daher auf der Piste. Unser letzter Stopp führt uns in die Yolyn Am Schlucht, welche wir zu Fuss durchlaufen, bevor wir uns auf den Weg in die Hauptstadt der Mongolei, Ulaan Baatar, machen.


ULAAN BAATAR - KHUSTAYN UUL - Amarbayasgalant Khiid - ALTANBULAG

Über die Berge fahren wir nach Ulaan Baatar. Als erstes sehen wir die Smogdecke über der Stadt, die nicht gerade dazu einlädt, hier länger als nötig zu bleiben. Ausserhalb des Stadtzentrums vermischt sich die Industrie mit Kohlekraftwerken, Jurten und Einkaufszentren. Wir suchen uns ein Hotel im Stadtzentrum. Hier mischen sich Hochhäuser mit baufälligen, oder nicht fertig gestellten Häusern, Vergnügungspark und einigen buddhistischen Klöstern. Irgendwie finden wir gefallen an den Gegensätzen und dem Leben in der Stadt - haben wir die letzten Wochen doch ausser ein paar Jurten und ein paar Dörfern nicht viel Leben gesehen – und bleiben drei Nächte hier. Wir schauen uns das Gandan Kloster an, welches inmitten der Stadt liegt, schlendern durch den Markt, an welchem es vom Automotor bis zur Jurte - mit kompletter Inneneinrichtung - alles zu kaufen gibt und geniessen das Angebot des „State Departement Store“, in welchem es neben Gemüse und Früchte viele westliche Produkte zum Einkaufen gibt.

Durch den Khustain Nuruu Nationalpark fahren wir nach Norden und übernachten ausserhalb des Nationalparks. Am Morgen besucht uns ein Hirte auf seinem Pferd. Wir wurden schon ein paar Mal von Mongolen an unseren Nachtlagern besucht, meistens waren sie nicht allzu gesprächig, schauten das Auto an, hockten sich nebenan und verschwanden dann ohne Adieu zu sagen wieder. Diesmal ist der Hirte aber äusserst gesprächig, erfreut sich ab unserem Dachzelt und lädt uns sogar noch in seine Jurte ein. Die Wegbeschreibung scheitert aber an den sprachlichen Barrieren, wir verabschieden uns von ihm und machen uns auf zum Kloster Amarbayasgalant. Dieses liegt auf dem Weg zur Grenze nach Russland mitten im Nirgendwo. Gegen zehn Uhr morgens treffen die ersten Mönche – noch etwas schlaftrunken – zur Zeremonie ein. Wir bestaunen das Kloster in der wunderschönen Umgebung und machen uns am Nachmittag auf Richtung russischer Grenze. Nach einer knappen Stunde verlassen wir die Mongolei, zweieinhalb Stunden später haben wir die russischen Grenzformalitäten mit Hilfe der äusserst netten und hilfsbereiten russischen Zöllnern erledigt. Welcome to Siberia.