CHANAQ – KUHJAND – ALAUDIN LAKE – ISKANDER KUL – DUSHANBE

In Kuhjand decken wir uns im Supermarkt mit Lebensmittel für die nächsten Tage ein. Auf dem Weg zu einer Tankstelle fahren wir zufällig an der riesigen Leninstatue vorbei, welche aus der Stadt verbannt wurde und nun irgendwo im Industriegebiet ihr Dasein fristet.  

Wir wollen die nächsten Tage wandern gehen und fahren Richtung Alaudin Lake. Unterwegs fängt es bereits an zu regnen und als wir einen Tag später am Ausgangspunkt für die Wanderung ankommen, regnet es noch immer ununterbrochen. Wir machen uns trotzdem auf den Weg zum See. Als wir komplett durchnässt oben ankommen, blickt die Sonne durch die Wolken und wir haben gegen Abend tatsächlich noch ein paar Sonnenstunden um unsere Kleider zu trocknen. Am nächsten Morgen ist der Himmel leider bereits wieder wolkenverhangen. Trotzdem machen wir uns zu einem weiteren - auf 3800 Meter über Meer gelegenen - See auf. Bald setzt der Regen wieder ein, weiter oben schneit es. Wir entschliessen uns umzukehren und laufen in strömendem Regen zurück zum Auto. Wir fahren zurück ins Tal und  das nächste Seitental hoch Richtung Iskander Kul Stausee. Dieser ist zwar schön, aber eher touristisch und doch nicht ganz so schön wie der Alaudin Lake tags zuvor. Vielleicht auch, weil wir an Letzterem mutterseelen alleine im Nirgendwo übernachten konnten.

Auf dem Weg nach Dushanbe – der Hauptsadt Tajikistans - fahren wir durch Täler und Alpenpässe, welche an die Schweiz erinnern. Am Strassenrand wird Gemüse und Früchte verkauft oder das Auto gewaschen. Wir nehmen uns in Dushanbe ein schönes Hotel und freuen uns einmal mehr über eine warme Dusche. Schön ist Dushanbe nicht wirklich, Plattenbauten erinnern an die Sowjetzeit, es hat aber viele grüne Pärke und Alleen mit schattenspendenden Bäumen. Ein ganzes Kaufhaus erstreckt sich über drei Stockwerke, gefüllt nur mit Chinaramsch. Es handelt sich vornehmlich um Zubehör für Smartphones aller Art und Reparaturabteilungen, welche die Smartphones reparieren.

Im Tourismusbüro erkundigen wir uns über den Zustand des Pamir Highways. Khorog kann entweder über die längere Südroute, welche ganzjährig befahrbar ist, oder über die kürzere und nicht asphaltierte Nordroute, welche nur im Sommer befahrbar ist, erreicht werden. Seit ein paar Tagen soll die Nordroute befahrbar sein. Wir entschliessen uns für eben diese, treffen am nächsten Tag im Supermarkt auf Jessica und Ruben, mit welchen wir bereits ein paar Tage im Iran unterwegs waren und machen uns zu Viert Richtung Pamir Highway auf.


DUSHANBE – PAMIR HIGHWAY - KHOROG - WHAKAN  VALLEY

Über Serpentinen gehts über den auf 3200 Metern gelegenen Saghirdasht Pass. Auf der anderen Seite treffen wir bei Kala-i Khumb wieder auf die Südroute. Wir folgen die nächsten Kilometer dem Panj River, welcher Tajikistan von Afghanistan trennt. Afghanistan ist oft nur ein paar Meter von uns entfernt, je weiter östlich wir kommen, umso schmaler und ruhiger wird der Fluss. Anfangs ein komisches Gefühl, die Medien haben uns ein deutliches Bild von der gegenüberliegenden Seite eingebrannt. Aber nach ein paar Tagen hat man sich an die „Nachbarn“ gewohnt, äugt fast schon neidisch auf die gegenüberliegende Seite und wünscht sich auf der unsrigen Seite anstatt Sand und Felsen auch saftige grüne Wiesen mit Schatten spendenden Bäumen.

In Khorog biegt der Pamir Highway ins Landesinnere ab. Die riesigen chinesischen Sattelschlepper schnaufen im Schritttempo ostwärts auf dem Pamir Highway entlang Richtung China. Bevor wir südwärts, entlang der afghanischen Grenze und dem Panj folgend, Richtung Whakan Tal fahren, müssen wir in Khorog im Zollbüro unsere Papiere verlängern. Wir haben zwar ein 45-Tages-Visa, unser Auto darf aber nur 15 Tage im Land bleiben. Eine Stunde später, nach ein wenig Verhandeln über die Dauer des Aufenthaltes und 25 Dollar leichter, dürfen wir dann doch noch ein paar Tage länger mit dem Auto im Land bleiben. Auf dem Dokument haben wir einen offiziellen Stempel, Quittung gibt es keine und wo die paar Dollar schliesslich landen werden, werden wir wohl nie herausfinden...

Am südlichsten Punkt angekommen, biegt das Tal in östlicher Richtung ab. Vor uns türmen sich auf beiden Seiten die 6000er auf. Auf der afghanischen Seite liegt der Hindukush. Wir entscheiden uns, auf einem Plateau auf 3500 Metern zu übernachten und sind überwältigt ab der grandiosen Aussicht. Am nächsten Tag schauen wir uns eine Ruine an und als wir zurück zu den Autos kommen, hat eine Familie in Rekordzeit einen kleinen Souvenirstand aufgebaut. Wir können nicht anders, als was Kleines einzukaufen.

Auf dem Weg liegen die Quellen von Bibi Fatima. Heisses Wasser sprudelt hier aus den Felsen und wird in Pools gefasst, in welchen man geschlechtergetrennt badet. Vier Männer vom Militär leisten Stambi und Ruben Gesellschaft, mit den Uniformen legen sie auch ihre ernsten Minen ab. Sie planschen umher, drücken sich gegenseitig die Köpfe unter Wasser, schiessen Selfies. Wir verabschieden uns und suchen uns einen Schlafplatz am Fluss.

In Karagush bemerken wir einen weiteren gebrochenen Fuss vom Dachträger. Vier haben wir bereits verstärken lassen, um die mittleren beiden haben wir uns nicht gesorgt, die waren uns zu mühsam, um sie zu demontieren. Mit einem Spannset ist der Fuss schnell wieder zusammengeflickt und wenige Minuten später passieren wir den letzten Checkpoint vor dem Pass und fahren über den auf 4300 Meter gelegen Karagush Pass. 


WHAKAN VALLEY – ALICHUR – PAMIR HIGHWAY– MURGHAB

Wir fahren zum wunderschönen Bulunkul Lake und suchen uns einen Platz zum übernachten. Als der Wind nachlässt, werden wir von Mücken überrascht, flüchten ins Auto und fahren weiter. Ein wenig vom See entfernt, finden wir einen schönen Platz. Ohne Wind und ohne Mücken. Wir bleiben zwei Tage hier und verabschieden uns von unseren holländischen Freunden, welche sich Richtung Murghab aufmachen.

Eigentlich wollten wir auf die andere Flusseite zu einer weiteren heissen Quelle, der Fluss tritt aber so stark über die Ufer, dass wir uns weder zu Fuss noch mit dem Auto darüber getrauen. Wir wandern ein kurzes Stück in die Berge und geniessen die Aussicht. An die dünne Luft haben wir uns mittlerweile einigermassen gewöhnt und da das Plateau, auf welchem wir sind, bereits auf 3700 Metern liegt, ist man rasch auf einen Viertausender gewandert. Der Spaziergang auf den Üetliberg kostet mehr Kraft.

Wir folgen ein paar Kilometer dem Pamir Highway und biegen bei der ersten Möglichkeit rechts ab Richtung Jarty Gumbez. Hier jagen reiche Russen im Winter Marco Polo Schafe – von welchen wir leider nur unzählige Köpfe & Hörner am Wegesrand sehen. Wieder werden wir von der schönen Landschaft überrascht. Waren es am Tag zuvor am See noch die farbigen Berge, wechselt es hier in steppenartige Landschaft mit vielen Flüssen. Leider hat es in eben diesen noch soviel Wasser, dass ein Befahren der geplanten Route nicht möglich ist. Nachdem wir in einem Bach fast stecken geblieben sind, lassen wir Vorsicht walten und wollen es ein Tal weiter östlich versuchen, wieder auf die Route zu kommen. Der Weg in diesem Tal ist aber nur sehr mühsam zu finden, viele Teile sind weggeschwemmt und man kommt nur sehr langsam durch ein Bachbett voran. Als es dann endlich ein wenig schneller über eine Graslandschaft voran geht, bleiben wir im Morast stecken. Ein paar Minuten später ist unser Gefährt bereits bis zu den Achsen im Sumpf vergraben, jeder Versuch rauszufahren, macht die Situation nur noch schlimmer. Nach zweieinhalb Stunden schaufeln, Fahrzeug anheben, Steine und Sandbleche unterlegen, schaffen wir es dann aus dem Matsch hinaus. Was für eine Erleichterung, ist doch die nächste Siedlung zwei Tagesmärsche entfernt! Wir sind fix und fertig, die Höhe hat sich bei der schweisstreibenden Arbeit doch noch bemerkbar gemacht. Wir fahren ein wenig zurück und suchen uns einen Schlafplatz. Am nächsten Morgen entscheiden wir uns, auf den Pamir Highway zurückzukehren und dies genügend Abenteuer für den Moment sein zu lassen. Kurz vor Cheshtebe – einem Dorf mit etwa zwei Dutzend Einwohnern – bleiben wir jedoch wieder stecken. Diesmal ist aber schnell klar, dass wir hier alleine nicht mehr rauskommen. Unser Auto sinkt immer weiter in den Morast und der Boden fühlt sich wie eine Luftmatratze an, da das Wasser darunter läuft. In der Ferne sehen wir neben einem Hof einen Lastwagen stehen. Der kann uns bestimmt rausziehen, denken wir. Man eilt zum Hof, um Hilfe zu holen, der Lastwagen ist aber nur noch ein Wrack. Auf der anderen Seite des Flusses steht ein uralter Geländewagen. Nachdem wir den Besitzer ausfindig gemacht haben, ist dieser (und seine ganze Verwandtschaft) bereit, uns mit dem Relikt aus der Sowjetzeit zu helfen. Das Auto macht sich auf den Weg durch den Fluss, um unser Auto aus dem Schlamm zu ziehen. Kurz vor dem Fluss bleibt jedoch auch unser Helfer im Morast stecken. Dank vereinten Kräften seiner ganzen Familie ist sein Auto jedoch bald wieder fahrtüchtig und er trifft bei unserem Auto ein, wo sich mittlerweiledie gesamte männliche Bevölkerung aus dem Dorf versammelt hat und mithilft. Rausziehen ist aber unmöglich, zu stark sitzen wir im Schlamm. Mit vereinten Kräften wird das Auto unzählige Male mit dem Wagenheber angehoben, riesige Steine untergelegt und geschaufelt. Nach etwa drei Stunden ist unser Auto aus dem Schlamm befreit. Unglaublich, wie hilfsbereit das ganze Dorf war, die zehn Mannen haben uns während drei Stunden ununterbrochen geholfen und laden uns danach sogar noch zum Tee und Essen ein. Wir sind sehr dankbar, verschenken ein paar Mitbringsel aus der Schweiz und machen uns auf den Weg Richtung dem Dorf Murghab, welches wir ohne weitere Zwischenfälle erreichen.

In Murghab gibt es nicht allzuviel zu sehen, trotzdem zieht uns das Kaff am Ende der Welt mit seinen lotterigen Häusern in seinen Bann. Wir bleiben zwei Tage im einzigen Hotel, schlendern durch die Strässchen und den - aus alten Containern bestehenden - Basar und geniessen es, mal wieder auswärts zu essen.

Über den höchsten Pass auf unserer Reise - auf 4655 Metern über Meer - geht es weiter Richtung Kirgistan. Der Grenzübergang liegt immer noch auf über 4000 Meter, was die Zöllner nicht daran hindert, in Trainerhosen und Badelatschen rumzulaufen - dies obwohl in der Nacht Schnee gefallen ist und uns ein kalter Wind um die Ohren pfeift. Die Zollformalitäten finden in alten Containern statt, die neben Büro- auch als Schlaf- und Wohnfläche dienen. Der Austritt ist schnell erledigt, man schaut sich das Auto eher aus Neugierde rasch von innen an. 
Zum kirgisischen Zoll fährt man ein paar Kilometer durch das Niemandsland, die Einreise ist nach ein paar Minuten auch erledigt.